Arbeiterin der Steinhummel auf Kornblume, 21. Juni 2017

Killerqueenie, die Vermieterin der Steinhummel

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Blumen, Steinhummeln

Steinhummel und Killerqueenie. Zugegeben, der Name klingt nicht gerade vertrauenserweckend. Dabei ist er wirklich liebevoll gemeint. Und ich vermute, dass die Trägerin des Namens bei 99,99 Prozent der Gartenbesitzer gar nicht gerne gesehen ist. Bei mir darf sie jedoch bleiben. Schließlich ist sie sozusagen im sozialen Wohnungsbau tätig. Und schon im zweiten Jahr in Folge die Vermieterin eines kleinen Steinhummelvolkes. Killerqueenies Hauptwohnung liegt irgendwo unter dem alten Zwetschgenbaum, ihr Wirkungsbereich erstreckt sich jedoch quer durch den ganzen Garten. Im letzten Jahr habe ich begonnen, diesen Garten langsam in ein hummelfreundlicheres Gebiet zu verändern. Doch wer genau ist denn Killerqueenie, die Vermieterin der Steinhummel?

Es handelt sich um eine Wühlmaus, wahrscheinlich eine Rötelmaus. Es gibt sie und oder ihre Verwandte mindestens seit 2015 hier im Garten. Bereits im letzten Jahr nutzte eine Königin der Steinhummel (Bombus lapidarius) einen der Wühlmausgänge, um dort ihr Nest zu bauen. Die erste Steinhummelkönigin des Jahres 2017 sah ich am 13. März in einem Nachbargarten. Zu meiner großen Freude entdeckte ich dann am 30. April, dass nicht weit vom letztjährigen Nesteingang wieder eine Steinhummelkönigin im Rasen verschwand. Wie schön, ganz offensichtlich wurde auch dieses Jahr wieder ein Wühlmausgang von der schwarzen Hummel mit dem rostroten “Popo” genutzt.

Warum ich die Vermieterin Killerqueenie genannt habe? Nun, weil sie meine am 9. April 2017 gepflanzten Hohlen Lerchensporne auf dem Gewissen hat. Je fünf Pflanzen mit blauen und weißen Blüten hatte ich vor die von Efeu umrankte alte Zwetschge gesetzt.

Hohle Lerchensporne

Da waren sie noch unversehrt und guter Laune: die zehn Hohlen Lerchensporne.

Zwei Tage später waren sie alle weg: Zunächst die blauen Blüten, am nächsten Tag waren die weißen dran. Killerqueenie hatte zugeschlagen. Nach meiner – zugegeben – ersten Verblüffung, haben ich die verspeisten Lerchensporne einfach als berechtigten Mietzins betrachtet. Für eine Komfortwohung für ein ganzes Steinhummelvolk durchaus angebracht. Und vielleicht hätte ich die Mohngewächse auch nicht direkt vor Killerqueenies Wohnungstür pflanzen sollen? Welche Wühlmaus kann da schon widerstehen?

 

So, und nun von der Vermieterin zu ihren Mietern, den Steinhummeln. Bereits im zweiten Jahr nutzen sie einen der vielen Wühlmausgänge für ihr Nest. Auch 2017 wieder im unmittelbaren Einzugsbereich der alten Zwetschge. Der Nesteingang liegt im Rasen, vielleicht zwei Meter vom Stamm des Zwetschgenbaumes entfernt. In diesem Bereich des Rases wächst viel Hahnenfuß.

Steinhummelnest im Rasen, 21. Juni 2017.

Der Nistbereich der Steinhummeln.

So sah der Bereich mit dem Steinhummelnest im Rasen am 21. Juni 2017 aus. Der Eingang liegt irgendwo in Verlängerung des Markierungsstabes nach vorne. Zwischendurch hatte ich Bedenken, ob die Hummeln im immer höher werdenden Gras ihr Nest wiederfinden würden. Überlegte, ob ich abends den Bereich mähe. Ich habe es schließlich so gelassen, weil ich mir sagte: “Die Steinhummeln wissen schon, was sie tun”. Und richtig, weder die wachsende Vegetation, heiße Sonne oder die immer wiederkehrenden Regentage mit teilweise heftigen Niederschlägen und Winden konnten dem Volk bis heute etwas antun.

Die erste Steinhummeljungkönigin ist da

Am 16. Juli 2017 habe ich die erste Steinhummeljungkönigin im Garten fliegen sehen. Deren Bestimmung ist ausnahmsweise erfreulich eindeutig: Immer deutlich größer und schwerfälliger als alle anderen Hummeln, die sonst noch durch die Gegend fliegen. Diese junge Queen hatte auch die typischen Mittflieger vielen Jungköniginnen dabei: Milben, die im Kot der Hummeln im Nest leben. Oft klettern sie dann auf den Rücken der Königinnen, beißen sich dort fest und überwintern auf ihnen. Sind es zu viele von den Milben, sind die Jungköniginnen leider oft flugunfähig.

Die Steinhummeljungkönigin scheint aber nicht beeinträchtig zu sein. Sie flog brummend durch den Garten und testete das Nahrungsangebot. Nicht immer passten Blütengröße und tolpatschige Jungkönigin auf Anhieb zusammen. Die Landung auf so mancher Nektarquelle bescherte der Wuchtbrumme einen schnellen Absturz in die Rasenregion. Besonders die Entdeckung der Kornblumen war für beide Seiten eine echte Herausforderung. Aber als wahre königliche Hoheit lautet die Devise natürlich: aufrappeln und wieder nach oben fliegen. Noch nicht so leichtflügelig und elegant, aber immer wieder rauf auf die Blüte. Ich wünsche der Steinhummeljungkönigin, dass sie gut durch den Winter kommen wird und wir uns im nächsten Jahr wiedersehen.

Alle Fotos: ©Petra Steinsiek

Garten: für mich eine Möglichkeit, Lebensräume zu schaffen. Mit der Natur zu arbeiten, statt gegen sie. Natur nicht zu konsumieren, sondern teilen. Nicht nur von ihr nehmen, sondern auch geben.

 

2 Kommentare

  1. Bei mir im Garten sah es Hummeln und Bienen betreffend im letzten Sommer erstaunlich rar aus. Ich hoffe, das ändert sich wieder zum Guten.
    Schön, Dein Bericht über Killerqueenie und ihre Untermieter und auch der über die junge Steinhummelkönigin mit den tollen Bildern.
    Liebe Grüße schickt Dir, liebe Petra, die Silberdistel

    • Petra Steinsiek

      Liebe Silberdistel,

      ich freue mich sehr über deinen erneuten Besuch. Ich habe leider auch die Beobachtung gemacht: Tendenz – immer weniger Hummeln und andere Wildbienen. Wie du, hoffe ich auf eine bessere Zukunft für unsere Natur. Und dafür muss und kann jeder Einzelne von uns etwas tun.

      Liebe Grüße,

      Petra

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